Lehrer im Brennpunkt!

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Sport für einen guten Zweck!

Ein Interview mit Herrn Azrak, Sportwissenschaftler und Sportlehrer am HhG

Foto: Matthias Kehrein

Seit dem 01. Februar ist Ramy Azrak Sportlehrer an unserer Schule. Am Fachtag „Inklusion“ am 03. Februar hat Herr Azrak von seiner freiberuflichen Arbeit bei der Initative „Kurve kriegen“ berichtet. Das hat uns neugierig gemacht, mehr über ihn zu erfahren. Deshalb haben wir uns mit unserem Sportlehrer in der Schulbibliothek zum Interview getroffen. 

hermannDIGITAL: Warum sind Sie Lehrer geworden?

Herr Azrak: Ich mag immer wieder neue Herausforderungen anzunehmen, das ist die eine Sache. Die andere ist, dass ich gerne Jugendliche fördere. Ich leite auch unter anderem eine Stiftung für Integration. Das sind die beiden Gründe, die mich dazu bewegt haben dieses Jahr Vertretungslehrer an der Schule zu werden.

hermannDIGITAL: Wollen Sie uns mehr über die Stiftung erzählen?

Herr Azrak: Ich leite die Stiftung „Dr. Moroni für Integration und Bildung“. Da haben wir viele verschiedene Projekte, um die Kinder oder Jugendlichen an der Gesellschaft teilhaben zu lassen, wie z.B. Hausaufgabenbetreuung für Kinder, die sich das finanziell nicht leisten können oder in der Freizeit pädagogisch betreut Basketball spielen und zwar so, dass alle mitspielen können, also nicht nur die „Besten“, sondern auch die, die nicht so gut sind. Hauptsächlich geht es darum Spaß zu haben.

Wir nehmen mit den Jugendlichen auch regelmäßig an politischen Bildungsfahrten teil, wo die Jugendlichen an Politik, Kultur, Geschichte und auch das Thema „Demokratie“ herangeführt werden, und auch vor allem warum es wichtig ist, wählen zu gehen. Darüber hinaus gibt es auch noch viele andere spannende Projekte. 

hermannDIGITAL: Sehr interessant. Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen und seit wann sind Sie in dem Bereich tätig?

Herr Azrak: Ich bin Diplom-Sportwissenschaftler und wollte immer im Profifußballbereich tätig sein. Das Ganze hat dann vor 10 Jahren angefangen, wo ich durch einen Freund den Standort Bonn vom Jugendhilfeträger „RheinFlanke“ eröffnen konnte. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich habe mir auch dadurch einen Namen in der Jugendarbeit erarbeitet. Ich habe 2016 einen Ehrenpreis gewonnen, „die Goldene Tanne“ für besonderes Engagement in Stadtteil Tannenbusch. Ich habe den Preis vom ehemaligen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch erhalten.

In der Arbeit sieht man die Erfolge für die Menschen, aber auch für einen selber. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man morgens aufsteht und eine Sinnhaftigkeit in seiner Arbeit hat. Letztes Jahr durfte ich auch mit Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue Berlin über Politik diskutieren, und mit ihnen einen Kaffee trinken.

hermannDIGITAL: Was machen Sie als erstes, wenn Sie Zuhause sind?

Herr Azrak: Ich lege mich meistens direkt auf die Couch, da ich meistens sehr kaputt bin, weil ich außerhalb der Schule und der Stiftung noch für die Polizei arbeite. Dort helfe ich den Jugendlichen, die auf den falschen Weg sind und die „Kurve kriegen“ sollen. Am Wochenende bin ich auch sehr oft als Referent und Ausbilder unterwegs, deshalb ist meine gemütliche Couch dann eigentlich auch mein Lieblingsort zuhause. 

hermannDIGITAL: Ist es für Sie nicht anstrengend so viel auf einmal zu machen?

Herr Azrak: Es gibt zwei Arten von Stress, die sogenannten Eu- und Disstress. Für mich ist Arbeiten meistens Eustress, also positiver Stress. Ich arbeite auch Mal 28 Tage am Stück durch, ohne einen Tag Pause, aber ich bin immer in verschiedene Projekten, mit verschiedenen Menschen und das gibt mir die persönliche Energie, die ich brauche. Es ist mir klar, dass jeder Mensch auch mal eine Pause braucht, aber es ist für mich anders, wenn man etwas monotones macht. Es gibt mir auch sehr viel Motivation weiterzumachen, und man kann sich dadurch auch selbst entfalten.

hermannDIGITAL: Es ist wirklich faszinierend wie Sie mit Ihrer Arbeit umgehen, Respekt an Sie. Warum haben Sie sich überhaupt für das HHG entschieden?

Herr Azrak: Ich habe hier letztes Jahr einen Anti-Gewalttraining mit einer Fünften Klasse durchgeführt. Und im November letzten Jahres habe ich zufällig gelesen, dass die Schule einen Sportlehrer für dieses Schulhalbjahr sucht. Durch das Projekt hatte ich auch einen guten Draht zur Schulleitung. Es war dann für mich direkt klar, dass es eine super Schule ist, mit einer guten Struktur und engagiertem Kollegium. 

hermannDIGITAL: Wie verstehen Sie sich denn mit den Kollegen

Herr Azrak: Ich bin immer in der Sporthalle. In den 20 Minuten Pausen, bleibe ich auch meistens in der Halle und organisiere etwas oder checke E-Mails von den anderen Tätigkeiten, die ich machen muss, also mache ich sozusagen meine Arbeit in den Pausen. Aber alle Kollegen, die ich kennengelernt habe, sind sympathisch und ich habe einen sehr guten Eindruck, nach knapp sechs Wochen. Mit meinen Sportlehrer KollegInnen verstehe ich mich sehr gut.

hermannDIGITAL: Unterrichten Sie nur Sport oder auch andere Fächer?

Herr Azrak: Ich unterrichte nur Sport, weil ich Sportwissenschaftler bin und kein Lehramtsabsolvent. 

hermannDIGITAL: Was ist für Sie ein Muss im Kühlschrank?

Herr Azrak: Gemüse und Obst, weil ich ja ein Sportler bin und da braucht man auf jeden Fall immer genügend Vitamine. 

hermannDIGITAL: Was ist das Schlimmste was in Ihrer Berufslaufbahn jemals passiert ist?

Herr Azrak: Ich habe selbst einen schlimmen Fall von Mobbing erlebt, von einem Kollegen bei einem ehemaligen Arbeitgeber, woraus ich viel gelernt habe. Ich versuche mich immer gut mit Kollegen zu verstehen und ich teile auch gerne mal etwas Privates, aber am Ende des Tages sollte es eine professionelle Beziehung bleiben und daraus habe ich gelernt, dass man auf sich aufpassen muss und wissen muss, welche Informationen man mit Kollegen teilt.

hermannDIGITAL: Was möchten Sie unseren Schülern mit auf ihren Weg geben?

Herr Azrak: Als Sportler denke ich positiv. Jeder von uns kann etwas und ist auf seine eigene Art besonders. Es ist wichtig die eigenen Potentiale zu erkennen und an diese zu glauben. Dann wirst du auch Erfolg haben. Die meisten von uns wissen, dass Albert Einstein eine 5 in Mathe hatte. Ich war selbst auch ein Spätstarter mit Realschulempfehlung. Am Ende habe ich mein Diplom mit der Note „gut“ absolviert, weil ich das studiert habe, was mir Spaß macht. Also bleibt immer dran und lasst euch nicht unterkriegen!

hermannDIGITAL: Das ist wirklich großartig was Sie alles machen und wie Sie denken, da können sich ein paar Leute eine Scheibe von Ihnen abschneiden.

Herr Azrak: Ja, danke auch! Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Das Interview wurde Anfang März geführt und wurde aufgrund von Corona erst jetzt veröffentlicht.
                                                                                   Sophia Ennenbach & Shavin Yousuf, 9a/c